Wer eine Nähmaschine besitzt, kennt die frustrierenden Momente, wenn plötzlich etwas nicht mehr so funktioniert wie gewohnt. Die Naht zieht Schlaufen, die Nadel bricht, oder der Faden verknotet sich – ein Ärgernis, das jeder Nähbegeisterte kennt. Doch oftmals liegen die Ursachen für solche Probleme in Kleinigkeiten, die man selbst beheben kann. Mit dem richtigen Wissen und etwas Geschick lassen sich die meisten Defekte schnell und unkompliziert beheben.
In diesem umfassenden Artikel teilen wir unser gesammeltes Know-how, um Ihnen bei häufigen Nähmaschinen-Problemen unter die Arme zu greifen. Von der richtigen Nadel über die korrekte Fadenspannung bis hin zur Reinigung des Greiferbereichs – wir zeigen Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie Ihre Nähmaschine wieder flott machen. Egal ob Anfänger oder Profi, hier finden Sie wertvolle Tipps, die Ihnen den Nähspaß wiederbringen.
Richtig Einfädeln ist die halbe Miete
Das erste, was man tut, wenn die Nähmaschine nicht mehr richtig näht, ist natürlich das Aus- und Wiedereinfädeln. Hier liegt oft der Grund für Probleme. Selbst erfahrene Näher übersehen manchmal eine Öse oder der Faden landet neben statt zwischen den Spannungsscheiben. Das kann schnell passieren, da man den genauen Verlauf des Fadens nicht immer gut sehen kann.
Auch das Einfädeln mit gesenktem Nähfuß kann Schwierigkeiten bereiten – dann sind die Spannungsscheiben geschlossen und der Faden landet automatisch daneben. Also immer darauf achten, dass der Nähfuß oben ist, bevor man einfädelt.
Die richtige Nadel ist entscheidend
Ebenso wichtig wie das korrekte Einfädeln ist die Wahl der richtigen Nadel. Stumpfe Nadeln können zu unschönen Nähten führen. Und nicht jede Nadel eignet sich für jedes Material. Jeansstoff, Jersey oder Leder erfordern unterschiedliche Nadelstärken und -formen, um eine saubere Naht zu garantieren.
Manchmal passiert es sogar, dass jemand die Nadel versehentlich verkehrt herum einsetzt. Das funktioniert zwar nicht, lässt sich aber mit etwas Kraft durchsetzen. Besser ist es, genau darauf zu achten, dass die Nadel richtig herum eingesetzt ist.
Hochwertiges Garn ist ein Muss
Neben der Nadel spielt auch das verwendete Nähgarn eine entscheidende Rolle. Omas altes Garn oder billiger Zwirn aus dem Discounter können der Nähmaschine gehörig zusetzen. Sie fasern, verknoten sich oder reißen. Viele Probleme verschwinden, sobald man ein hochwertiges Qualitätsgarn wie Gütermann Allesnäher einsetzt.
Spulenprobleme sind häufig
Ein weiterer neuralgischer Punkt ist der Greiferbereich mit der Spule. Hier können viele Probleme ihren Ursprung haben. Oft verwenden Näher einfach Spulen von einer alten Maschine oder greifen zu Billigspulen aus dem Discounter. Doch das kann fatale Folgen haben, denn nicht jede Spule passt perfekt in das jeweilige Nähmaschinenmodell.
Es gibt Unterschiede in Größe, Form und Material, die mit bloßem Auge kaum zu erkennen sind. Daher ist es wichtig, immer die speziell für die eigene Maschine vorgesehenen Spulen zu verwenden. Nur so lassen sich Probleme wie Fadenrisse oder Schlaufenbildung vermeiden.
Richtige Spuleneinlage ist entscheidend
Selbst wenn man die passenden Spulen verwendet, kann es Probleme geben, wenn diese falsch eingelegt werden. Bei modernen Nähmaschinen mit Horizontalgreifer müssen die Spulen gegen den Uhrzeigersinn eingelegt werden, bei älteren Modellen mit Doppelumlaufgreifer im Uhrzeigersinn.
Außerdem ist es wichtig, dass die Spule gleichmäßig und sauber aufgespult ist. Sitzt der Faden zu locker oder ungleichmäßig auf der Spule, kann das ebenfalls zu Problemen beim Nähen führen.
Unterschiedliche Ober- und Unterfäden können stören
In der Regel sollten Ober- und Unterfaden das gleiche Material sein. Nur wenn man als Oberfaden ein besonders starkes Garn verwendet, empfiehlt es sich, für die Spule normales Nähgarn zu verwenden. Ansonsten kann es im Greiferbereich zu Schwierigkeiten kommen.
Der Spulenhalter muss richtig eingerastet sein
Bei modernen Nähmaschinen ist das Spulen sehr komfortabel – der Handradgriff muss dafür nicht mehr gelöst werden. Stattdessen wird die Spule einfach auf einen Halter gesteckt und die Halterung dann zur Seite geklappt, bis sie einrastet. Wird der Spulenhalter nach dem Spulvorgang nicht wieder in seine Ausgangsstellung gebracht, funktioniert natürlich gar nichts mehr.
Der Nähfuß muss richtig sitzen
Auch der Nähfuß kann für Probleme sorgen, wenn er verkehrt herum eingesetzt wurde. Das passiert vor allem beim Anbringen von Sonderfüßen wie dem Reißverschlussfuß leicht.
Sauberkeit ist das A und O
Viele Probleme mit der Nähmaschine haben ihren Ursprung im Greiferbereich, also dem Bereich, in dem sich die Spule befindet. Hier sammeln sich im Laufe der Zeit jede Menge Fusseln und Staubpartikel an, die zu Störungen führen können.
Daher ist es wichtig, den Greiferbereich regelmäßig zu reinigen. Am besten mit einem Pinsel, einer Pinzette und etwas Druckluftspray. Dabei darauf achten, die Fasern nicht ins Innere der Maschine zu pusten.
Transportprobleme erkennen und beheben
Manchmal liegt es auch am Transport, wenn die Nähmaschine Probleme macht. Vor allem bei sehr dicken oder sehr feinen Materialien kann eine zu klein eingestellte Stichlänge dafür sorgen, dass der Transport nicht mehr reibungslos funktioniert.
Auch eine Verschmutzung und Verklebung des Transporteurs kann Transportprobleme verursachen. Hier hilft nur eine gründliche Reinigung.
Vorsicht vor Materialschäden
Gerade bei sehr feinen Materialien wie Viskosejersey besteht die Gefahr, dass sich der Stoff in der Stichplatte verfängt. Hier gilt: Auf keinen Fall mit Gewalt versuchen, den Stoff herauszuziehen! Stattdessen die Stichplatte abnehmen und den Stoff vorsichtig befreien.
Um solche Materialschäden von vornherein zu vermeiden, ist es ratsam, nicht direkt am Stoffanfang zu nähen, sondern ein paar Millimeter weiter im Stoff. So hat der Nähfuß etwas Material zum Greifen und läuft nicht ins Leere.
Nadelnbruch vermeiden
Bricht die Nadel ständig ab, liegt das oft daran, dass man zu nah am Stoffrand oder über dicke Nähte näht. Auch hier hilft es, ein paar Millimeter weiter im Stoff anzufangen und die Nähgeschwindigkeit zu reduzieren.
Manchmal werden Nadeln auch durch Stecknadeln beschädigt, die man vergessen hat, rechtzeitig zu entfernen. Also immer daran denken, Stecknadeln vor dem Nähen herauszunehmen.
Beschädigte Stichplatte austauschen
Wenn die Nadel abbricht, kann auch die Stichplatte in Mitleidenschaft gezogen werden. An einer kleinen Furche in der Platte kann sich der Faden reiben und zu weiteren Problemen führen. In diesem Fall sollte die Stichplatte ausgetauscht werden.
Niemals mit Gewalt vorgehen
Die meisten Schäden an der Nähmaschine entstehen, weil man etwas mit Gewalt versucht oder einfach weiternäht, obwohl es schon hakt. Dadurch können wichtige Teile wie die Spulenkapsel aus der Position geraten oder die Nadel abbrechen und andere Komponenten beschädigen.
Sonderfall: PFAFF smarter, passport oder ambition
Bei PFAFF-Modellen wie smarter, passport oder ambition gibt es eine kleine Besonderheit: Hier kann die Spulenkapsel durch zu starkes Ziehen am Stoff aus der richtigen Position geraten. In diesem Fall muss die Kapsel einfach wieder korrekt eingesetzt werden.
Materialeigenschaften beachten
Manche Materialien wie Leder oder Wachstuch erfordern spezielle Gleitsohlen oder Teflonfüßchen am Nähfuß, damit der Transport reibungslos funktioniert. Ansonsten hilft auch einfaches Butterbrot- oder Seidenpapier unter dem Nähfuß.
Jersey richtig verarbeiten
Die Verarbeitung dehnbarer Stoffe wie Jersey ist ein komplexes Thema, bei dem einiges schiefgehen kann. Hier ist die Wahl und Einstellung des Stiches, der Nadel und vieles mehr entscheidend. Dafür haben wir einen eigenen ausführlichen Blogbeitrag verfasst.
Fadenspannung nicht immer die Lösung
Viele Näher versuchen als Erstes, an der Fadenspannung herumzufummeln, wenn das Nahtbild nicht stimmt. Doch das ist oft gar nicht die Ursache. Moderne Nähmaschinen haben eine optimale, meist automatisch eingestellte Fadenspannung. Nur in Ausnahmefällen, etwa bei sehr dickem Material, muss man hier nachjustieren.
Regelmäßige Inspektion ist wichtig
Eines der wichtigsten Dinge, um Probleme mit der Nähmaschine zu vermeiden, ist eine regelmäßige Inspektion. Wie bei jedem Gerät, das man intensiv nutzt, sollte man auch die Nähmaschine alle ein bis zwei Jahre warten lassen. So werden Verschleißteile rechtzeitig erkannt und behoben, bevor größere Schäden entstehen.
Reparatur bei Hartnäckigkeit
Lassen sich die Probleme trotz aller Tipps und Tricks nicht beheben, bleibt nur noch der Gang zur Reparatur. Dabei ist es wichtig, im Vorfeld abzuklären, was die Reparatur voraussichtlich kosten wird. Denn manchmal lohnt es sich tatsächlich eher, in eine neue Nähmaschine zu investieren, als eine alte reparieren zu lassen.